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Wochenrückblick Rohkakaomarkt KW 29/2020

Die Kurse am Londoner Terminmarkt ICE haben sich in der vergangenen Handelswoche wieder nach unten bewegt und blieben darüber hinaus in einer Preisspanne von GBP 62,-- (London ICE, zweite Handelsposition: GBP 1.587,-- höchster Kurs, GBP 1.525,-- niedrigster Kurs).

Basierend auf dem durchschnittlichen Niveau der Schlusskurse beider Wochen (KW 28/2020: GBP 1.573,-- <> KW 29/2020: GBP 1.554,--) haben sich die Notierungen um 1,21 % abgeschwächt.

In der ersten Julihälfte war der Kakaopreis in New York auf 2.100 USD je Tonne gefallen, den niedrigsten Stand seit Herbst 2018 und weit entfernt von den 2.900 USD vor der Corona-Krise im Februar. Der Kakaopreis leidet neben einer schleppenden Nachfrageentwicklung unter den insgesamt erfreulichen Angebotsaussichten. Vor allem in der Elfenbeinküste, dem mit Abstand größten Kakaoproduzenten, ist nach ausreichenden Regenfällen die Feuchtigkeitsversorgung so gut, dass die ivorischen Kakaoanbauer eine hohe Haupternte ab Oktober erwarten. Dagegen haben die Beschränkungen in der Corona-Krise, insbesondere der Einbruch des Außer-Haus-Verzehrs und die Schließung von Verkaufsstellen, die weltweite Nachfrage nach kakaohaltigen Produkten belastet. Dies verringert auch den Bedarf an Vorprodukten. Zwar stieg in der Elfenbeinküste, die inzwischen rund 30% ihrer Kakaobohnen selbst verarbeitet, nach Angaben der Exporteurvereinigung GEPEX die Vermahlung im 2. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr marginal auf 140 Tsd. Tonnen. Doch in der nach wie vor größten Nachfrageregion Europa wurden laut der Europäischen Kakaovereinigung ECA im 2. Quartal mit 314 Tsd. Tonnen fast 9% weniger Kakaobohnen als im Vorjahr verarbeitet und so wenig wie zuletzt vor 5 Jahren in einem Quartal. Da ist nur wenig beruhigend, dass das 2. Quartal traditionell ein eher schwaches ist. In Deutschland schrumpfte die Verarbeitung im 2. Quartal sogar um 16% auf unter 79 Tsd. Tonnen, wie der Deutsche Branchenverband BDSI meldete. Für Nordamerika, wo die Verarbeitung schon im 1. Quartal 5% niedriger als im Vorjahr war, berichtete die National Confectioners Association NCA für das 2. Quartal einen Rückgang um fast 11%. Und noch ist die Corona-Krise nicht ausgestanden. Zusätzlich auf die Nachfrage könnte der ab 2020/21 in der Elfenbeinküste und Ghana zu zahlende Aufschlag auf den Börsenpreis (Living-Income-Differential) drücken, mit dem die Lebensbedingungen der Kakaoanbauer verbessert werden sollen. Vor wenigen Tagen hatte ein großes Unternehmen der Branche sich zwar positiv zu dessen Zielsetzung geäußert, allerdings angekündigt, den Aufschlag an die Kunden weitergeben zu wollen.

Auf der Währungsseite kann der Euro gegenüber dem Brit. Pfund in dieser Woche durchschnittlich im Vergleich zur Vorwoche wieder zulegen. (0,9036 < > 0,9091).

Der Euro hat am Freitag im US-Handel weiter von einem schwächeren US-Dollar profitiert. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1442 Dollar. Sie lag damit nur knapp unter dem am Mittwoch erreichten viermonatigen Höchststand gegenüber dem Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1428 (Donnerstag: 1,1414) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8750 (0,8761) Euro.

Begleitet wurden die Euro-Gewinne durch eine ausgeprägte Schwäche des amerikanischen Dollar. Marktteilnehmer begründeten dies mit der angespannten Corona-Lage in den USA. Dort erreichen die Neuinfektionen einen Rekord nach dem anderen. Einige große Bundesstaaten haben bereits reagiert und zwischenzeitlich ausgesetzte Corona-Beschränkungen wieder in Kraft gesetzt. Passend dazu trübte sich die von der Universität Michigan erhobene Verbraucherstimmung im Juli spürbar ein.

Mit Spannung blicken die Anleger auf ein Großereignis in Europa. Nach dem dramatischen Wirtschaftseinbruch in der Corona-Krise versuchen die Staaten der Europäischen Union zur Stunde auf einem Sondergipfel, ein Finanzpaket in Billionenhöhe zu schnüren. Nach zähen Verhandlungen hieß es in Brüssel zuletzt, zumindest sei die Chance auf Einigung gewahrt. Näher sei man ihr aber auch nicht gekommen, sagte der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis. Analysten der Dekabank urteilten: "Angesichts der Unstimmigkeiten was die Größe und Struktur des Wiederaufbaufonds anbelangt, bleiben wir skeptisch, dass dieser Gipfel schon eine Einigung bringen wird".

Und was war sonst noch wichtig in den Märkten für Agrarrohstoffe ?

Der Weizenpreis in Chicago schloss gestern bei 551 US-Cent je Scheffel fast 5% höher als am Vortag und auf dem höchsten Stand seit 3 Monaten. Handfeste Nachrichten hatte es nicht gegeben, aber offenbar haben unbestätigte Meldungen über chinesische Weizenkäufe die Hoffnung auf zusätzliche Nachfrage keimen lassen. Die hohen chinesischen Maiskäufe der letzten Tage sowie eine Reihe an Sojabohnenorders und auch zwei Hartweizenbestellungen in der letzten Woche hatten dafür bereits den Boden bereitet. Mit der jüngsten Einkaufstour in den USA signalisiert China seinen Willen, das Anfang des Jahres geschlossene Phase-1-Abkommen trotz aktueller Spannungen mit den USA am Laufen zu halten. Darin hatte es sich für 2020 und 2021 zu einer massiven Steigerung seiner Agrarkäufe in den USA verpflichtet. Für dieses Jahr ist ein Volumen von 36,5 Mrd. USD vorgesehen. Bis Ende Mai wurden nur gut 6 Mrd. USD umgesetzt. Der Weg ist also noch lang – und steinig, auch wenn man die Vielzahl der Konfliktfelder zwischen den Ländern betrachtet. Neben den chinesischen Käufen dürfte gestern auch die weitere Abwärtsrevision der russischen Ernte durch die russische Beratungsfirma SovEcon für Preisauftrieb gesorgt haben. Mit knapp 80 Mio. Tonnen liegt deren Schätzung aber auch jetzt noch über denen der meisten anderen Beobachter, da SovEcon die offizielle Angabe zur Weizenfläche für zu niedrig hält. Auch der Weizenpreis in Paris profitierte gestern und schloss im Septemberkontrakt knapp 1% im Plus bei 187,25 EUR je Tonne. Aus Frankreich werden besonders im Westen des Landes enttäuschende Ernteerträge gemeldet und in Deutschland bestätigte gestern der Deutsche Raiffeisenverband seine Erwartung einer rückläufigen Weizenernte. Allerdings fällt die aktuelle Schätzung mit 22,46 Mio. Tonnen, darunter 22,1 Mio. Tonnen Winterweizen, leicht höher aus als im Vormonat. Hierin machen sich die Regenfälle der letzten Wochen bemerkbar, die für die Weizenpflanzen noch beim Abschluss ihrer Entwicklung hilfreich waren. Im Vergleich zum Vorjahr wird die Ernte aber 2,6% kleiner erwartet. Auch bei Raps sorgte der Regen zumindest für eine Stabilisierung der Ertragserwartungen. Die Rapsernte soll gegenüber dem mageren Ergebnis aus 2019/20 um 14% auf gut 3,2 Mio. Tonnen steigen. Zur Ernte wird trockene Witterung erhofft, was die aktuellen Wettervorhersagen jedoch nicht erwarten lassen. Vor allem die bereits laufende Gersteernte musste immer wieder unterbrochen werden.

So angespannt das Klima zwischen den USA und China ist: China bemüht sich um Zeichen, dass es das Phase-1-Abkommen ernst nimmt. Gestern meldete das US-Landwirtschaftsministerium USDA Maisverkäufe an China von 1,762 Mio. Tonnen zur Lieferung 2020/21, so viel wie noch nie an einem einzigen Tag. Schon letzte Woche hatte China eine ungewöhnlich große Bestellung getätigt. Am Morgen kann der Maispreis daher leicht zulegen.

Wie bei Mais und Sojabohnen übersetzte das USDA in seinen neuen Prognosen auch bei Weizen die Zahlen aus dem Ende Juni erschienenen Flächenbericht in eine neue Ernteschätzung. Die Winterweizenernte läuft bereits – etwa 70% der Felder sind abgeerntet – und ihre Ergebnisse werden nun bei der Ertragsprognose berücksichtigt. Diese lautet auf den dritthöchsten Weizenertrag aller Zeiten. Wegen der kleineren Weizenfläche rechnet das USDA aber statt mit bisher 51 Mio. Tonnen Weizen nur noch mit einer Erntemenge von 49,6 Mio. Tonnen. Wie bei Mais nahm das USDA auch bei Weizen bei der heimischen Futternachfrage für 2019/20 eine Kürzung vor. Diese hatte der Lagerbericht von Ende Juni nötig gemacht, der höher als bisher vermutete US-Weizenbestände zeigte. Die EU startete laut USDA dagegen mit niedrigeren Beständen als bislang angesetzt in die neue Saison, was auf die starke Exporttätigkeit zurückgeht. Das USDA hob die EU-Weizenexporte 2019/20 nochmals auf nun 38 Mio. Tonnen an. Damit liegt die EU als Staatenverbund deutlich vor Russland, auch wenn dessen Exporte um 1 Mio. Tonnen auf 34,5 Mio. Tonnen angehoben wurden. In der inzwischen laufenden Saison 2020/21 soll die EU dann aber wegen einer im Vergleich zum Vorjahr kleineren Ernte nur 27 Mio. Tonnen ausführen und Russland sich bei einer etwas größeren Ernte mit 36 Mio. Tonnen wieder an die Spitze der Exporteure setzen. Apropos Exporteure: Schon häufig wurde von uns darauf hingewiesen, dass kumuliert über die wichtigsten Exporteure die Lagerbestände 2019/20 gesunken und 2020/21 keine großen Sprünge zu erwarten sind. Bisher war immerhin von einem marginalen Bestandsaufbau die Rede. Selbst dieser wurde in den neuen Prognosen nun einkassiert.

Die Erwartung hoher US-Maiserträge ist der Hauptgrund für die nach unten gerichtete Preisentwicklung der letzten Tage. Allenfalls gebremst wurde der Optimismus von dem gestern erschienenen Pflanzenzustandsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums. Demnach verringerte sich der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Maispflanzen im Vergleich zur Vorwoche um 2 Prozentpunkte auf 69%. Dennoch schloss Mais im Dezember-Kontrakt nochmals 2,4% im Minus bei 336,5 US-Cent je Scheffel. Bei Sojabohnen verschlechterte sich der Pflanzenzustand sogar um 3 Punkte auf 68%. Dennoch schloss auch hier der Preis leicht im Minus. Sollte sich die Bewertung weiter verschlechtern, würde dies wohl für höhere Preise sorgen, nachdem diese auch auf die neuen USDA-Prognosen Ende letzter Woche negativ reagiert hatten. Dabei waren die kleine Senkung der US-Sojabohnennachfrage 2019/20, die durch den Lagerbericht von Ende Juni notwendig wurde, und die marginale flächenbedingte Anhebung der US-Ernteerwartung für 2020/21 wenig überraschend. Die größte Änderung war, dass Brasiliens Ernte 2019/20 um 2 Mio. auf 126 Mio. Tonnen angehoben wurde, die Exporte sogar um 4 Mio. auf 89 Mio. Tonnen. Vor allem von dort kommt die Ware, die im Juni Chinas Sojabohnenimporte auf einen neuen Rekord von über 11 Mio. Tonnen steigen ließen. 2020/21 soll aber die Konkurrenz aus den USA steigen. Sowohl wegen der dort im Vergleich zum Vorjahr deutlich höheren Ernte als auch wegen des US-chinesischen Handelsabkommens sollen deren Exporte laut USDA von mageren 45 Mio. Tonnen auf rund 56 Mio. Tonnen zulegen. Wenn es denn so weit kommt. Denn der Tonfall zwischen den USA und China ist harsch und an Themen für Streit mangelt es nicht (Konkurrenz im Hochtechnologiebereich, Corona, Hongkong…). Darüber kann auch die zuletzt hohe Nachfrage Chinas nach US-Mais nicht hinwegtäuschen (am Freitag meldete das USDA so hohe Käufe wie zuvor nur einmal in der Geschichte an einem einzelnen Tag). Über ein zweites Handelsabkommen denken die USA nach Worten ihres Präsidenten derzeit nicht einmal nach.

Intuitiv verständlich ist es nicht, dass der Maispreis am Freitag, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium USDA die Erwartung an die US-Maisernte um 6% kürzte, um 3,3% fiel und heute um weitere 2% nachgibt. Statt der bisher erwarteten 406 Mio. Tonnen setzt das USDA für die US-Maisernte 2020/21 nun nur noch 381 Mio. Tonnen an, was nicht verhinderte, dass der Preis im Dezember-Kontrakt heute Nacht im Tief auf 335 US-Cent je Scheffel sank. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Neuigkeit keine wirkliche Neuigkeit war (buy the rumor, sell the fact). Vielmehr setzte das USDA nur die deutlich kleiner als erwartete US-Maisfläche um, die der Flächenbericht von Ende Juni gezeigt hatte. An der Ertragsschätzung nahm das USDA dagegen keine Änderung vor. Zum Ende der Saison rechnet es weiterhin mit steigenden US-Maisbeständen. Statt dem bisher erwarteten deutlichen Plus von fast 50% soll es nun aber nur 18% betragen. In Reaktion auf den besagten Flächenbericht war der Maispreis innerhalb von 2 Tagen um 25 US-Cent auf 360,5 US-Cent je Scheffel gestiegen. Unweit davon notierte er auch am Donnerstag. So war denn die Preisreaktion am Freitag nicht der US-Ernteschätzung geschuldet. Auch nennenswerte Änderungen in anderen Ländern für 2020/21 gab es nicht. Die Kürzung der heimischen Nachfrage in der noch laufenden Saison 2019/20 taugt ebenfalls nicht als Begründung. Denn darauf hatten die zeitgleich mit dem Flächenbericht erschienenen Lagerdaten mit höher als erwarteten US-Maisbeständen den Markt bereits vorbereitet. Hauptsächlich verantwortlich für den Preisrutsch dürften vielmehr unerwartete Regenfälle in wichtigen Anbaugebieten des Mittleren Westens gewesen sein. Diese dürften sich günstig auf die Maispflanzen auswirken, die sich in einer empfindlichen Entwicklungsphase befinden. Ihr Zustand ist bisher befriedigend, doch hatten Hitze und Trockenheit zuvor Zweifel aufkommen lassen, ob dies auch so bleibt. Heute Nachmittag Ortszeit veröffentlicht das USDA seinen neuen Pflanzenzustandsbericht.

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